Hamburger Trümmermörder

Der Hamburger Trümmermörder trieb zu Anfang des Jahres 1947 sein Unwesen in Hamburg. Innerhalb von vier Wochen fand man vier Leichen, die auf sein Konto gingen.

 

Hamburg im Januar 1947

 

HamburgDas Hamburg im Jahr 1947 war ein anderes Hamburg, als wir es heute kennen. Der Krieg war gerade erst vorüber, es herrschte große Armut und Hunger. Ein Leben, dass wir uns heute gar nicht vorstellen können.

Die Menschen mussten oft nicht nur in unbeheizten Häusern leben, manche hatten nicht einmal richtige Fenster. Diebstähle waren an der Tagesordnung, anders war das Überleben auch kaum zu sichern. Eine besondere Dramatik bestand in der damaligen Situation noch dadurch, dass der aktuell herrschende Winter einer arktischen Kälte von bis zu -20 Grad gleichkam.

Das Leben und auch das Überleben waren damals also alles andere leicht. Als wäre es nicht schon genug für die Menschen, den Tag zu überstehen, sorgte auch noch der Hamburger Trümmermörder für zusätzliche Ängste und Sorgen unter den Menschen.

 

Die Taten des Hamburger Trümmermörder

 

Innerhalb von vier Wochen fand man vier Leichen, die sich menschlich zwar voneinander unterschieden, die Umstände, unter denen diese vier Personen aber gefunden wurden, glichen sich so sehr, dass sie alle dem Hamburger Trümmermörder zuzuordnen waren.

 

Fund der ersten Leiche

 

Am 20. Januar 1947 wurde die Leiche einer Frau in einem verlassenen Fabrikgrundstück an der Baustraße (der heutigen Hinrichsen Straße) gefunden. Spielende Kinder sind auf diesen schrecklichen Anblick gestoßen, der sie sicherlich für den Rest ihres Lebens verfolgte.

Das genaue Alter dieser Frau ließ sich nicht feststellen. Man konnte lediglich schätzen, dass sie zwischen 18 und 22 Jahren alt war. Außerdem konnte man eine Blinddarmnarbe an ihrem Körper feststellen. Kleidung hatte sie keine mehr an. Weiterhin fanden die Ermittler eine ca. 3 mm breite blutige Vertrocknungsspur an ihrem Hals, die bei einem flüchtigen Anblick aber leicht übersehen werden konnte. Diese Spur ließ darauf schließen, dass die junge Frau stranguliert wurde.

 

Fund der zweiten Leiche

 

Einige Tage später, am 25. Januar 1947, wurde in Eimsbüttel in der Lappenbergsallee auf Höhe der Hausnummer 2 auf einem Ruinengrundstück eine weitere Leiche von Schrottsammlern entdeckt. Dieses Mal handelte es sich um einen etwa 65 bis 70-jährigen Mann.

Seinen Todeszeitpunkt konnte man nicht genau feststellen, man geht davon aus, dass er zwischen dem 23. und dem 25. Januar 1947 ermordet wurde. Und auch seine Leiche fand man nackt und mit Spuren einer Strangulation.

 

Fund der dritten Leiche

 

Wieder vergingen einige Tage bis es am 1. Februar 1947 zu einem erneuten Leichenfund kam. Im Aufzugschacht eines zerbombten Hauses in einer ehemaligen Matratzenfabrik in der Billstraße wurde die Leiche eines kleinen Mädchens gefunden. Man schätze ihr Alter auf ca. 6 bis 8 Jahre. Auch sie war wieder nackt. Auch sie wurde stranguliert.

 

Fund der vierten Leiche

 

Am 12. Februar 1947 kam es zum letzten Leichenfund. Erneut eine Frau, deren Alter auf 30 bis 35 Jahre geschätzt wurde. Gefunden wurde sie in der Anckelmannstraße in Hammerbrook. Wieder nackt, wieder stranguliert.

 

Die Leichen

 

Die Identitäten der Opfer konnten nie geklärt werden. Keines der Opfer wurde als vermisst gemeldet. Da alle vier Opfer unbekleidet waren, alle stranguliert wurden und sie alle ausgeraubt wurden, ging die Polizei davon aus, dass für alle vier Morde derselbe Täter verantwortlich war. Auf diesen Umstand wies weiterhin hin, dass die Fundorte der Leichen nicht die Tatorte waren. Es gab keine Anzeichen dafür, dass an den Fundorten Kämpfe stattgefunden hätten. Außerdem konnten auf Trümmersteinen Schleifspuren ausgemacht werden.

Was weiterhin bei den Opfern auffiel; sie alle waren in einem gepflegten Allgemeinzustand. Das mag für heutige Verhältnisse selbstverständlich klingen, in Anbetracht der damaligen Lage war dies jedoch auffallend.

 

Die Ermittlungen

 

Die Hamburger Polizei hatte damals eine sehr gute Ermittlungsquote, so wurden 23 von 24 Morden aufgeklärt. Gleichzeitig war sie aber auch personell sowie technisch schlecht ausgestattet. Alle Nazis wurden aus dem Polizeidienst entfernt, so dass dies natürlich mit diesen personellen Schwierigkeiten verbunden war. Nichtsdestotrotz versuchten die Ermittler dennoch alles in ihrer Macht stehende zu tun, um den Hamburger Trümmermörder zu fassen.

Hamburg Trümmermörder ErmittlungenDie Polizei warnte die Menschen davor, sich von Unbekannten ansprechen zu lassen. Besondere Vorsicht sollte in Obdachlosenasylen sowie in Wartesälen geboten sein. Die Polizei riet davon ab, sich von Autofahrern mitnehmen zu lassen und natürlich auch, unbekannte Menschen im eigenen Auto mitzunehmen. Dazu wurden die Menschen aufgefordert, besonders nachts, in der Straßenmitte zu laufen. Auch sollten die Menschen sich von Bomben-Grundstücken fernhalten. Die Begründung darin lautete, dass die Gefahr bestand, aus Kellerlöchern oder aus Verstecken angesprungen und überfallen zu werden.

Da die Ermittler die Identitäten der Opfer nicht ausfindig machen konnte, wurden insgesamt ca. 60.000 Plakate in allen vier Besatzungszonen aufgehangen. Darauf abgebildet waren Fotos der Opfer sowie die Frage „Wer kennt die hier abgebildeten Personen?“. Es wurde dazu eine Belohnung von zunächst 5.000 RM und 1.000 Zigaretten versprochen. Später wurde diese Belohnung sogar noch auf 10.000 RM erhöht.

Eines der Opfer trug eine Zahnprothese, so wurde die Berufsvereinigung der Zahnärzte und Dentisten mit in die Ermittlungen einbezogen. Dort wurde eine Anfrage gestellt, ob die Prothese des Opfern wiedererkannt wird. Leider kam es hierbei aber zu keinem Ergebnis.

Des Weiteren wurden sämtliche deutschen Standesämter aufgefordert, die erstellten Sterbeurkunden durchzusehen. Auch diese Maßnahme brachte aber leider keinen Erfolg.

In Hamburg wurden ca. 1.000 Personen, die nicht gemeldet waren, befragt. Bei Ausgabestellen für Lebensmittelkarten wurde nach Personen gefragt, die ihre Karten länger nicht abgeholt hatten. In einem solchen Fall hätte man davon ausgehen können, dass den betreffenden Personen etwas passiert ist. Die Lebensmittelkarten waren damals ausgesprochen wichtig für die Menschen. Auch in Bahnhofswartesälen, in Gaststätten sowie in Bunkern wurde gefahndet.

Mehr als 120 Personen von außerhalb reisten nach Hamburg. Diese Personen hatten Angehörige als vermisst gemeldet und man erhoffte sich dadurch, endlich wenigstens eines der Opfer zu identifizieren. Diese Maßnahme brachte jedoch wieder keinen Erfolg. Eine Identifizierung war aber unumgänglich, um den Hamburger Trümmermörder ausfindig machen zu können.

Da die Leichen aber bis heute nicht identifiziert wurden, konnte auch der Hamburger Trümmermörder nie gefasst werden.

 

Die Theorien

 

Auch wenn man bis heute – und so vermutlich auch künftig niemals – den Fall nicht klären konnte, gab es natürlich trotzdem einige Theorien. So zog man es in Betracht, dass der Täter womöglich ein Bewohner aus dem Lager für russische displaced persons war.

Weiterhin gab es einige Parallelen zu Morden, die von Rudolf Pleil verübt wurden. Dieser hat aus Habgier sowie aus sexuellen Motiven seine Opfer getötet. Er saß zu der Zeit in Braunschweig in Untersuchungshaft und behauptete dort, er sei der gesuchte Hamburger Trümmermörder. Er wurde anschließend an einen der Fundorte gebracht. Dort gab er dann aber glaubhaft zu verstehen, dass er mit diesen Taten nichts zu tun hatte.

Die von den Ermittlern am wahrscheinlichsten eingestufte Theorie war aber, dass der Täter ein Erbschleicher war. Sie gingen davon aus, dass die vier Opfer familiär verbunden waren – ein Vater mit seinen zwei Töchtern sowie seiner Enkeltochter. Überprüfen konnte man dies damals aber nicht. DNA-Analysen, wie wir sie heute kennen, gab es damals noch nicht. Der Täter war womöglich ein weiteres Familienmitglied.

 

Meine Gedanken

 

Ich bin mir nicht sicher, ob die Theorie mit der familiären Verbindung tatsächlich so naheliegend ist. Die vier Opfer wurden nach und nach innerhalb von vier Wochen gefunden. Hätte es sich dabei um eine Familie gehandelt, gehe ich davon aus, dass alle vier Personen sehr zeitnah hätten getötet werden müssen. Dann hätten die Leichen der späteren Funde also in einem ganz anderen Verwesungsstadium sein müssen. Das geht aus den Berichten aber nicht hervor.

Sollte der Täter die Opfer also auch mit zeitlichem Abstand getötet haben, dann hätten die anderen Familienmitglieder sicherlich Vermisstenanzeigen gestellt.

Bei einem Mord rein aus Habgier (ohne familiären Zusammenhang) wäre es aber auch fraglich, warum ein Kind unter den Opfern ist. Ein junges Mädchen von nicht einmal 10 Jahren wird sicherlich keine Wertsachen bei sich gehabt haben.

Was denkst du? Handelt es sich um zufällige Opfer? Aus welchem Motiv? Insbesondere was das Mädchen betrifft? Oder glaubst du, der familiäre Zusammenhang ist doch die logischste Erklärung?

 

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