In den dunklen Annalen der Kriminalgeschichte nimmt Henry Howard Holmes, einer der ersten dokumentierten Serienmörder Amerikas, einen unheilvollen Platz ein. Seine Verbrechen, die sich im späten 19. Jahrhundert ereigneten, waren nicht nur aufgrund ihrer Grausamkeit beispiellos, sondern auch wegen der raffinierten Täuschung und des Betrugs, mit denen Holmes seine Opfer in die Falle lockte. Obwohl die genaue Zahl seiner Opfer bis heute Gegenstand von Spekulationen ist, wird geschätzt, dass Holmes bis zu 230 Menschen, vornehmlich Frauen, auf sein Konto verbuchen konnte.
Holmes‘ Schreckensherrschaft wurde vor allem durch sein sogenanntes „Horrorhotel“ in Chicago manifestiert, eine eigens konstruierte Todesfalle, die er unter dem Deckmantel eines normalen Hotelbetriebs führte. Dieses Gebäude, das später als „Mordburg“ bekannt wurde, war ein Labyrinth aus Geheimgängen, Falltüren und verborgenen Räumen, in denen Holmes seine grausamen Experimente und Morde durchführte.
Die Geschichte von Henry Howard Holmes ist nicht nur ein Kapitel über die Abgründe menschlicher Grausamkeit, sondern auch eine erschreckende Erinnerung daran, wie ein charismatischer und intelligent wirkender Mensch die Schwächen seiner Zeitgenossen ausnutzen und sie in eine Falle locken kann. Diese Einleitung führt in die beunruhigende Welt eines Mannes ein, dessen Name für immer mit den dunkelsten Aspekten der menschlichen Natur verbunden sein wird.
Inhaltsverzeichnis
Wer war Henry Howard Holmes?
Henry Howard Holmes, geboren als Herman Webster Mudgett am 16. Mai 1860 in New Hampshire, ist eine Gestalt, die von Geheimnissen und Widersprüchen umgeben ist. Seine Kindheit auf einer ländlichen Farm in New Hampshire war, je nach Quelle, entweder von einer strengen Erziehung mit körperlicher Züchtigung und Isolation oder von eher normalen ländlichen Umständen geprägt. Allerdings herrscht Einigkeit darüber, dass Holmes in seiner Jugend oft verspottet wurde, was auf sein Stottern zurückzuführen war. Diese Erfahrung könnte einen frühen Einfluss auf seine spätere kriminelle Laufbahn gehabt haben.
Ein beunruhigendes Ereignis aus seiner Kindheit ist der mysteriöse Tod eines Freundes während eines gemeinsamen Spiels, dessen Umstände nie aufgeklärt wurden. Schon früh zeigte Holmes ein makabres Interesse an kleinen Tieren, die er fangen und lebendig sezieren soll. Gleichzeitig entwickelte er ein beachtliches technisches Geschick und baute kleinere Apparate.
Sein akademischer Weg führte ihn 1882 nach Michigan, wo er ein Medizinstudium begann. Während dieser Zeit oder möglicherweise schon früher entdeckte er eine morbide Faszination für Leichen. Holmes nutzte seine medizinischen Kenntnisse, um betrügerische Versicherungsbetrügereien durchzuführen, indem er Leichen manipulierte, um Todesfälle durch Unfälle vorzutäuschen und Versicherungsgelder zu kassieren.
Um sich finanziell über Wasser zu halten, arbeitete Holmes in verschiedenen Berufen, unter anderem als Buchverkäufer, Wärter in einer psychiatrischen Einrichtung und als Schulleiter.
1886 verschlug es Holmes nach Chicago, wo er seinen Namen änderte. Dieser Schritt könnte eine Flucht vor den Verdächtigungen in Michigan gewesen sein, wo mehrere Kinder verschwunden waren, die zuvor mit ihm gesehen wurden. In Chicago begann er als Mediziner und Apotheker zu arbeiten und übernahm schließlich unter dubiosen Umständen die Apotheke eines schwerkranken Arbeitgebers. Nicht lange nach seinem Antritt verschwand die Witwe des Apothekers auf mysteriöse Weise, und obwohl Holmes behauptete, sie sei nach Kalifornien gezogen, ist es wahrscheinlich, dass sie ein weiteres Opfer seiner wachsenden Reihe von Verbrechen wurde.
Holmes und seine Frauen
Henry Howard Holmes, geboren als Herman Webster Mudgett, besaß ein charismatisches Auftreten und galt als gutaussehend, was ihm in seinen Beziehungen zu Frauen zugutekam. Sein kompliziertes und moralisch fragwürdiges Privatleben beginnt mit seiner ersten Heirat 1878. Er heiratete Clara A. Loving in New Hampshire, mit der er einen Sohn hatte. Allerdings dauerte diese Ehe nicht lange und obwohl Holmes später die Scheidungspapiere ausfüllte, wurde die Scheidung nie rechtlich vollzogen.
1887, noch verheiratet mit Clara, ehelichte Holmes Myrta Z. Belknap. Diese Ehe, die unter dem Schatten der Bigamie stand, brachte eine Tochter hervor. Bigamie war in den USA zu dieser Zeit ein strafbares Delikt, was Holmes aber nicht davon abhielt, diesen Weg zu gehen.
Im Laufe der Zeit fand Holmes, dass seine zweite Frau Myrta seinen kriminellen Unternehmungen im Wege stand. Um freie Hand zu haben, kaufte er ein Haus in einem Vorort von Chicago, in dem Myrta mit ihrer Tochter lebte, während Holmes sich in Chicago aufhielt, wo er seine zwielichtigen Geschäfte und Verbrechen fortsetzte.
Die Ehe mit Myrta hielt nicht lange. 1894 nahm Holmes Georgiana Yoke zur Frau, was seine dritte Ehe markierte. Diese Heirat fügte seiner bereits komplizierten persönlichen und rechtlichen Situation eine weitere Schicht der Komplexität hinzu.
Das Horrorhotel: Ein Labyrinth des Schreckens
Im Herzen Chicagos, neben seiner Apotheke, erwarb Henry Howard Holmes ein freistehendes Grundstück. Mit den Gewinnen aus seiner Apotheke und früheren betrügerischen Aktivitäten finanzierte Holmes den Bau seines berüchtigten „Schlosses“. Dieses Gebäude, das äußerlich unscheinbar wirkte, verbarg hinter seinen Mauern eine Welt voller Grauen.
Die untere Etage des „Schlosses“ gestaltete Holmes geschickt als kommerziellen Raum, in dem mehrere Geschäfte Platz fanden. Diese Etage diente als Fassade für seine makabren Aktivitäten in den oberen Stockwerken. In der oberen Etage errichtete Holmes kleine Wohnungen, die er gezielt an Frauen vermietete. Er köderte sie mit dem Versprechen günstiger Mietpreise und Jobangeboten in den Geschäften im Erdgeschoss.
Das wahre Herzstück des Gebäudes war jedoch die mittlere Etage, die Holmes speziell für seine finstersten Fantasien konzipiert hatte. Um das wahre Ausmaß seiner Pläne zu verschleiern, wechselte Holmes während des Baus regelmäßig die Handwerker aus. Er begründete dies mit der angeblichen Faulheit und Unzuverlässigkeit der Arbeiter. Doch in Wahrheit wollte er verhindern, dass jemand die wahren Absichten hinter dem bizarren Aufbau des Gebäudes erkannte.
Aber was genau verbarg sich in dieser mittleren Etage? Welche dunklen Geheimnisse und schrecklichen Einrichtungen hatte Holmes in seinem „Schloss“ verborgen?
Das „Schloss“ von Henry Howard Holmes, verborgen im Herzen von Chicago, war mehr als nur ein Bauwerk – es war ein Labyrinth des Schreckens. In der mittleren Etage seines Gebäudes erschuf Holmes ein wahres Haus des Horrors, ausgestattet mit zahlreichen Folterinstrumenten und Todesfallen.
Die Räumlichkeiten waren so konzipiert, dass sie den perfekten Schauplatz für seine grausamen Taten boten. Geheime Kammern, fensterlose Folterkeller und Rampen zum Transport der Opfer in den Keller waren Teil dieser makabren Einrichtung. Holmes installierte Treppen, die ins Nirgendwo führten, und eine Gaskammer mit einer Beobachtungsöffnung, durch die er das Leiden seiner Opfer beobachten konnte. Die Türen in einigen Räumen waren nur von außen zu öffnen, und manche Räume verfügten lediglich über eine Falltür in der Decke, durch die Holmes seine Opfer verhungern und verdursten ließ.
Im Keller des Gebäudes befand sich ein Ofen, der laut einem Handwerker kaum von einem Krematorium zu unterscheiden war. Trotz dieser offensichtlich ungewöhnlichen Einrichtungen wurde niemand misstrauisch. Holmes errichtete auch einen Tresorraum, in dem er das panische Verhalten seiner eingesperrten Opfer genoss.
Als Chicago zum Austragungsort der Weltausstellung 1893 ernannt wurde, witterte Holmes eine Gelegenheit. Er baute die obere Etage seines Gebäudes in ein Hotel um, das er speziell für weibliche Gäste reservierte. Männer, die im Hotel einchecken wollten, erhielten stets die Antwort, es sei ausgebucht.
In diesem Hotel verschwanden immer wieder Gäste spurlos. Holmes kaufte auch auffallend große Mengen Chloroform, manchmal bis zu neun oder zehn Mal pro Woche.
Neben seinen mörderischen Aktivitäten setzte Holmes auch seine betrügerischen Geschäfte fort. Gemeinsam mit seinem Komplizen Benjamin Pitezel betrieb er Versicherungsbetrug. Zudem behauptete Holmes, ein Heilmittel gegen Alkoholismus und eine Maschine zur Herstellung von Erdgas aus Wasser erfunden zu haben, und betrieb darüber hinaus Immobilienbetrug.
Die Morde von Henry Howard Holmes
Henry Howard Holmes, dessen Mordserie um das Jahr 1886 begann, hinterließ eine Spur des Entsetzens, die bis heute schwer zu begreifen ist. Seine Opfer, die er in sein makaberes Hotel lockte, erlitten Schicksale, die in ihrer Grausamkeit kaum zu überbieten sind.
Holmes‘ Methoden, seine Opfer zu töten, waren vielfältig und zeugten von einer unersättlichen Grausamkeit. Er zerstückelte sie, löste ihre Körper in Säure auf, oder folterte sie auf einer speziell dafür angefertigten Bank. Er schlug sie zusammen, quälte sie mit Messern und Haken, und erstickte sie im Schlaf. Er schreckte nicht davor zurück, die Leichen seiner Opfer auszuweiden.
Besonders erschreckend waren die Amputationen, die er an lebenden Opfern vornahm. In seiner eigens eingerichteten Gaskammer waren Lötlampen installiert, mit denen er Menschen bei lebendigem Leibe röstete.
Doch nicht nur während ihres Lebens waren seine Opfer seiner Grausamkeit ausgesetzt. Nach dem Tod nutzte Holmes die Körper weiterhin aus, indem er sie als Unfallopfer ausgab und an medizinische Einrichtungen verkaufte. Andere Leichen wurden in Gruben geworfen oder in seinem Ofen verbrannt.
Holmes arbeitete nicht allein. Neben Benjamin Pitezel hatte er einen weiteren Komplizen, Charles Chappell, der ihm bei seinen abscheulichen Taten half.
Ein besonders perfider Aspekt seiner Vorgehensweise war das Schreiben von Abschiedsbriefen. Seine Opfer sollten vor ihrem Tod Briefe an ihre Angehörigen verfassen, in denen sie erklärten, dass sie fortgegangen seien und nicht zurückkehren würden. Holmes erhoffte sich dadurch, dass die Familien der Vermissten nicht nach ihnen suchen würden, und ihr Verschwinden somit unauffällig bliebe.
Für Frauen, die in seinem Hotel arbeiten wollten, stellte Holmes eine erschreckende Bedingung: Sie mussten eine Lebensversicherung abschließen, bei der er als Begünstigter eingetragen war. Nur unter dieser Voraussetzung durften sie in seiner Immobilie wohnen.
Bekannte Opfer von Henry Howard Holmes
Während die genaue Zahl der Opfer von Henry Howard Holmes bis heute ungewiss bleibt, sind einige seiner tragischen Opfer bekannt geworden. Diese Einzelschicksale zeichnen ein düsteres Bild seines tödlichen Wirkens:
- Julia Conner und ihre Tochter Pearl: Julia war eine Angestellte in Holmes‘ Apotheke und wurde seine Geliebte. Als sie und ihre Tochter Pearl kurz vor Weihnachten 1891 verschwanden, gab Holmes vor, sie hätten die Stadt verlassen. In Wahrheit wurden sie jedoch Opfer seiner mörderischen Neigungen.
- Emeline Cigrand: Eine junge Frau, die als Sekretärin für Holmes arbeitete. Sie verschwand im Jahr 1892. Holmes behauptete, sie habe geheiratet und sei umgezogen. Ihr Schicksal war jedoch wesentlich düsterer.
- Die Schwestern Minnie und Anna Williams: Diese beiden Frauen erbten Land in Texas, das Holmes‘ Interesse weckte. Minnie wurde seine Geliebte und zog in sein Hotel ein. Kurz darauf verschwanden beide Schwestern spurlos. Holmes profitierte finanziell von ihrem Verschwinden.
- Benjamin Pitezel: Holmes‘ Komplize bei verschiedenen Betrügereien. Obwohl sie zusammenarbeiteten, wurde Pitezel eines von Holmes‘ Opfern im Rahmen eines Versicherungsbetrugs. Holmes tötete ihn und inszenierte seinen Tod als Unfall, um die Versicherungssumme zu kassieren.
Diese Einzelfälle sind nur ein Bruchteil der vielen Leben, die Holmes durch seine grausamen Taten ausgelöscht hat. Jedes dieser Opfer hatte eine eigene Geschichte, Träume und Hoffnungen, die durch Holmes‘ Handlungen brutal beendet wurden.
Julia Smythe und Pearl Connor
Julia Smythe, die Ehefrau eines Angestellten von Henry Howard Holmes, fand sich bald in einer komplizierten Beziehung mit Holmes wieder. Als ihr Ehemann Ned Connor von der Affäre erfuhr, verließ er Julia und ihre gemeinsame Tochter Pearl. Julia stand nun allein da, verwundbar und abhängig von Holmes.
Am Weihnachtsabend des Jahres 1891 arbeitete Julia zusammen mit ihrer Freundin Sylvia Crowe, die ebenfalls in Holmes‘ Hotel wohnte, an einer Weihnachtsüberraschung für Pearl. Sie schmückten einen Baum in Sylvias Zimmer. Nachdem sie fertig waren, kehrte Julia in ihr eigenes Zimmer zurück, wo Pearl schon schlief. In diesem Moment nutzte Holmes die Gelegenheit, um Julia in sein Netz zu ziehen.
Es gibt Berichte, dass Julia zu dieser Zeit schwanger von Holmes war und er sie zu einer Abtreibung überreden wollte. Er nutzte dies als Vorwand, um sie in seine Folterkammer zu locken, wo er sie mit Chloroform betäubte. Danach betäubte er auch die ahnungslose Pearl und brachte beide in sein Verlies.
Am nächsten Tag begann Sylvia Crowe verzweifelt nach ihrer Freundin und deren Tochter zu suchen. Doch ihre Bemühungen waren vergeblich. Als sie Holmes nach dem Verbleib von Julia und Pearl fragte, behauptete er, sie seien abgereist. Diese Lüge hielt er aufrecht, um keinen Verdacht zu erregen.
Die wahre Tragödie kam erst später ans Licht. In einer späteren Befragung offenbarte Charles Chappell, einer von Holmes‘ Handlangern, das schreckliche Schicksal von Julia. Seine Beschreibung ihres Leichnams – einem gehäuteten Kaninchen ähnelnd – zeugt von Holmes‘ grausamer Vorgehensweise. Julia und ihre Tochter Pearl wurden zu weiteren Opfern in Holmes‘ Serie von brutalen Morden, deren genaue Umstände im Dunkeln bleiben.
Emeline Cigrand
Emeline Cigrand, eine junge Frau, die in Henry Howard Holmes‘ Hotel als seine persönliche Sekretärin arbeitete, wurde im Mai 1892 ein weiteres Opfer in der Reihe seiner grausamen Taten. Ihre Anstellung bei Holmes sollte sich bald als tödlicher Fehler herausstellen.
Emeline verschwand unter mysteriösen Umständen, und es wurde bald klar, dass Holmes seine Hände im Spiel hatte. Er lockte sie in einen Safe, einen Ort, aus dem es kein Entkommen gab. In ihrer Verzweiflung und mit den letzten Kräften versuchte Emeline, sich aus ihrem Gefängnis zu befreien. Sie trat gegen die Tür des Safes, in der Hoffnung, sie möge sich öffnen. Doch ihre Bemühungen waren vergebens. Holmes, in seiner grausamen Vorgehensweise, goss Säure auf den Boden des Safes, um den Sauerstoffverbrauch zu beschleunigen und Emelines Tod zu beschleunigen.
Als die Polizei später den Raum untersuchte, fanden sie schreckliche Überreste von Emelines letztem Kampf ums Überleben. Ihr Schädel und acht ihrer Rippen wurden in dem Raum entdeckt, zusammen mit dem deutlichen Fußabdruck an der Tür – ein stummer Zeuge ihrer verzweifelten Versuche, sich zu retten. Holmes‘ kaltblütige Vorgehensweise zeigte sich einmal mehr in der Art und Weise, wie er Emeline Cigrand in den Tod lockte und ihr jegliche Hoffnung auf Rettung nahm.
Minnie und Annie Williams
Minnie Williams, eine Erbin aus Texas, kreuzte den Weg von Henry Howard Holmes, als sie als seine persönliche Stenografin zu arbeiten begann. Ihre Beziehung zu Holmes entwickelte sich schnell über eine berufliche Ebene hinaus. Sie verliebte sich in ihn, unwissend über die dunklen Absichten, die hinter seiner charmanten Fassade lauerten. Holmes nutzte Minnies Gefühle geschickt aus, um seine eigenen verbrecherischen Ziele zu verfolgen.
Während der Weltausstellung in Chicago, ein Ereignis, das Tausende von Besuchern in die Stadt lockte, kam Minnies Schwester Annie zu Besuch. Doch wie so viele andere vor ihnen, verschwanden auch Minnie und Annie spurlos. Ihr Schicksal wurde bald zu einem weiteren Kapitel in Holmes‘ Serie von grausamen Taten.
Die Polizei entdeckte später Fußabdrücke von Annie Williams im Tresorraum von Holmes‘ Hotel. Holmes selbst gab zu, dass diese Abdrücke während eines gewaltsamen Kampfes vor Annies Tod entstanden waren. Es wurde deutlich, dass Annie in ihren letzten Momenten einen verzweifelten Kampf um ihr Leben geführt hatte.
Bevor Holmes Minnie tötete, manipulierte er sie, um ihr wertvolle Ländereien in Texas zu übertragen. Dies zeigte einmal mehr seine skrupellose Vorgehensweise: Er nutzte Minnies Vertrauen und Liebe aus, um sich finanziell zu bereichern, bevor er sie ihrem tragischen Schicksal überließ. Die Geschichte von Minnie und Annie Williams ist ein weiteres dunkles Kapitel in der Geschichte von Henry Howard Holmes, geprägt von Betrug, Manipulation und gnadenloser Grausamkeit.
Benjamin, Howard, Alice und Nellie Pitezel
Als Henry Howard Holmes immer mehr Briefe von besorgten Eltern erhielt, die nach dem Verbleib ihrer Töchter fragten, die in seinem Hotel wohnten, und die Polizei zunehmend Vermisstenanzeigen erhielt, die alle auf das Hotel als letzten bekannten Aufenthaltsort hinwiesen, begann Holmes zu realisieren, dass seine Verbrechen Aufmerksamkeit erregten. Im Herbst 1893 entschied er sich daher, Chicago zu verlassen.
Doch bevor er die Stadt verließ, plante Holmes mit Benjamin Pitezel, einem seiner Komplizen, einen letzten Versicherungsbetrug. Ursprünglich war geplant, Pitezels Tod mit einer gestohlenen Leiche vorzutäuschen, doch in einem Akt kaltblütiger Berechnung tötete Holmes Pitezel tatsächlich. Er erklärte später zynisch, dass er Pitezels Tod seit ihrer ersten Begegnung geplant hatte.
In einem hinterhältigen Manöver fälschte Holmes eine Reihe beleidigender Briefe, die angeblich von Pitezels Frau stammten. Diese Briefe trieben Pitezel in den Alkoholrausch. Holmes nutzte eine Nacht, in der er Pitezel betrunken und bewusstlos vorfand, aus, um ihn zu fesseln, mit Benzin zu übergießen und bei lebendigem Leib zu verbrennen.
Anschließend suchte Holmes Pitezels Ehefrau auf und täuschte ihr vor, ihr Mann habe sich nach Südamerika (oder London, je nach Bericht) abgesetzt, um sich vor dem Gesetz zu verstecken. Er behauptete, sie würde sich ebenfalls in Gefahr befinden und riet ihr, ebenfalls nach Südamerika zu fliehen und sich dort mit ihrem Mann zu verstecken. Holmes bot an, ihre Kinder vorübergehend zu seiner angeblichen Cousine, die er Minnie Williams nannte, zu bringen. Die verzweifelte Frau stimmte zu und übergab Holmes drei ihrer fünf Kinder. Das jüngste und das älteste Kind blieben jedoch bei ihr.
Diese Ereignisse illustrieren die kaltblütige und manipulative Art von Holmes, der nicht nur bereit war, für seine eigenen Zwecke zu morden, sondern auch Familien auseinanderzureißen und das Vertrauen von Menschen, die ihm nahestanden, zu missbrauchen.
Holmes‘ Weitere Opfer: Robert E. Phelps, Emily Van Tassel und Rosemary Ross
Neben den bereits erwähnten Morden gab es noch weitere Opfer von Henry Howard Holmes, die in die Annalen seiner grausamen Verbrechen eingegangen sind.
Robert E. Phelps war ein weiteres Opfer von Holmes, über dessen spezifische Umstände und Hintergründe jedoch wenig bekannt ist. Was bekannt ist, deutet darauf hin, dass Phelps wie viele andere Opfer von Holmes durch dessen Charme und List in eine Falle gelockt wurde.
Emily Van Tassel war eine junge Frau, die in Holmes‘ Hotel arbeitete. Ihr Verschwinden wurde zeitnah bemerkt, doch wie bei vielen seiner Opfer blieb ihr Schicksal im Dunkeln. Holmes‘ Modus Operandi legt nahe, dass auch sie seinen heimtückischen Plänen zum Opfer fiel.
Rosemary Ross war ein weiteres Opfer, das in Verbindung mit Holmes stand. Auch über sie sind die Details spärlich, aber ihre Einbeziehung in Holmes‘ Liste der Opfer unterstreicht die Vielzahl von Menschen, die durch seine Hand starben.
Diese Opfer stellen nur einen Bruchteil der vielen Leben dar, die Holmes ausgelöscht hat. Jedes dieser Opfer hatte eine eigene Geschichte, Träume und Familien, die durch Holmes‘ grausame Taten zerstört wurden. Ihre Geschichten sind größtenteils unerzählt geblieben und wurden von der schrecklichen Legende von Holmes überschattet.
Holmes‘ Überführung
Die zunehmende Skepsis der Versicherungsgesellschaft bezüglich des Todes von Benjamin Pitezel markierte den Anfang vom Ende von Henry Howard Holmes‘ grausamen Mordserie. Detective Frank Geyer, ein beharrlicher Ermittler, spielte eine entscheidende Rolle bei der Aufdeckung von Holmes‘ Verbrechen. Seine Hartnäckigkeit führte ihn schließlich nach Toronto, wo ein weiterer dunkler Teil von Holmes‘ Geschichte ans Licht kam.
In Toronto entdeckte die Polizei die tragischen Schicksale von Alice und Nellie Pitezel. Die beiden jungen Mädchen waren im Keller eines Hauses verscharrt worden. Ihre Füße wurden abgetrennt und ihre sterblichen Überreste waren nur noch ein Schatten ihrer einstigen Existenz. Holmes hatte die Mädchen in einem großen Koffer eingeschlossen und sie qualvoll durch eingeleitetes Gas erstickt. Von Nellie fand man nur noch ihren dicken, schwarzen Zopf, während der Rest ihres Körpers bereits verwest war.
Die Ermittlungen führten die Polizei weiter nach Indianapolis, wo sie in einem Schornstein des Hauses von Holmes einige Knochen und die Zähne von Howard Pitezel entdeckten. Holmes hatte den Jungen brutal zerstückelt und dessen Überreste verbrannt, was die vollständige Bergung von Howards Überresten unmöglich machte.
Die Durchsuchung von Holmes‘ berüchtigtem Hotel in Chicago brachte die volle Tragweite seiner Verbrechen ans Licht. Die Ermittler fanden dort die makaber ausgestatteten Räume und Überreste von mehr als 100 Menschen, ein Zeugnis seiner unvorstellbaren Grausamkeiten.
Holmes‘ Festnahme erfolgte schließlich am 7. November 1894 in Boston. Zuvor war er in Texas wegen Pferdediebstahls festgehalten worden. Während seiner Vernehmung gab Holmes eine Reihe von Geständnissen ab, darunter die Ermordung von 27 Menschen in Chicago, Indianapolis und Toronto sowie sechs Mordversuche. Es stellte sich jedoch heraus, dass einige der Personen, die er als seine Opfer aufgeführt hatte, tatsächlich noch lebten, was seine Aussagen in Frage stellte und die genaue Zahl seiner Opfer im Dunkeln ließ.
Henry Howard Holmes‘ Leben als einer der berüchtigtsten Serienmörder fand sein Ende, als er am 7. Mai 1896 hingerichtet wurde. Seine letzten Minuten am Galgen waren geprägt von einer makabren Zuckung, die 15 Minuten andauerte, bis er schließlich nach 20 Minuten für tot erklärt wurde. Kurz vor seinem Tod machte Holmes eine bemerkenswerte Aussage, die seine tief verwurzelte kriminelle Neigung widerspiegelte: „Ich bin mit dem Teufel in mir geboren. Ich konnte nichts dagegen tun, dass ich zum Mörder wurde, so wenig wie ein Dichter etwas dagegen tun kann, dass die Muse ihn zum Singen verführt.“
Interessanterweise lehnte Holmes jegliche wissenschaftliche Untersuchung seines Gehirns nach seinem Tod ab, obwohl ein Institut daran interessiert war, es zu kaufen und zu analysieren. Er bestand darauf, in Beton begraben zu werden, um jede Ausgrabung und Sezierung seines Körpers zu verhindern – eine Ironie, bedenkt man das Schicksal, das er seinen Opfern auferlegte.
Nach seiner Verhaftung wurde Holmes‘ berüchtigtes Hotel von A. M. Clark, einem ehemaligen Polizeibeamten, angemietet. Clark plante, das Hotel in ein Museum umzuwandeln, doch bevor es dazu kommen konnte, brannte das Gebäude im Sommer 1895 unter mysteriösen Umständen nieder. Die Brandursache blieb ungeklärt, und heute befindet sich an der Stelle des ehemaligen Horrorhotels ein US-Postamt.
In den Nachwehen von Holmes‘ Verbrechen tauchte eine weitere Theorie auf, die Holmes mit einem anderen berüchtigten Serienmörder, Jack the Ripper, in Verbindung brachte. Jack the Ripper ermordete im Jahr 1888 fünf Prostituierte in London in einer ähnlichen Manier wie Holmes. Tatsächlich hielt sich Holmes zu dieser Zeit in England auf, was die Spekulationen über eine mögliche Identität als Jack the Ripper nährte. Allerdings bleibt diese Theorie umstritten und wird von Historikern und Kriminologen weitgehend als unwahrscheinlich angesehen.
Das Mysterium des Henry Howard Holmes: Legende und Wirklichkeit
Die Geschichte von Henry Howard Holmes ist eine, die auch über ein Jahrhundert später noch fasziniert und erschüttert. Seine Verbrechen waren so grausam und außergewöhnlich, dass sie in die Annalen der Kriminalgeschichte eingegangen sind. Holmes‘ Leben und Taten sind von Geheimnissen und Spekulationen umgeben, die von der Frage nach der wahren Anzahl seiner Opfer bis hin zu der möglichen Verbindung zu Jack the Ripper reichen.
Nachdem Holmes‘ Schreckensherrschaft ein Ende gesetzt wurde, hinterließ er ein Vermächtnis, das gleichermaßen von Horror und Faszination geprägt ist. Die Zerstörung seines Horrorhotels und die anschließende Umwandlung des Geländes in ein Postamt symbolisieren vielleicht den Versuch, die dunkle Vergangenheit zu begraben. Doch die Erinnerung an Holmes und seine Taten bleibt weiterhin lebendig.
Angesichts der zahlreichen Ungereimtheiten und Legenden um Holmes: Glaubt ihr, dass wir jemals die volle Wahrheit über diesen mysteriösen Serienmörder erfahren werden? Welche Aspekte seiner Geschichte faszinieren oder erschrecken euch am meisten? Teilt eure Gedanken und Theorien mit uns!
Quellen
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- https://www.heftig.de/henry-holmes-horror-hotel/
- https://www.spiegel.de/geschichte/henry-howard-holmes-serienkiller-baute-mord-hotel-a-1044624.html
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- https://schattenzirkus.de/henry-howard-holmes-das-bestialische-horror-hotel-eines-massenmoerders/
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- https://www.zdf.de/gesellschaft/das-boese-im-menschen/das-boese-im-menschen-114.html