Slenderman: Vom Internet-Mythos zum realen Verbrechen
Manchmal erschaffen wir Monster, ohne zu ahnen, wie weit ihre Schatten reichen. Der Slenderman ist genau so ein Wesen – geboren aus einem Photoshop-Wettbewerb, gewachsen im düsteren Unterholz des Internets und schließlich zum Auslöser eines echten Verbrechens geworden. Als ich mich durch alte Foren, CreepyPastas und Archivfotos wühlte, war ich überrascht, wie schnell ein fiktives Wesen eine globale Dynamik entwickeln kann.
Slenderman ist nicht nur ein Internetphänomen. Er ist ein Paradebeispiel dafür, wie digitale Mythen entstehen, wie sie sich verbreiten und welche Macht kollektive Angst besitzt. Einige Psychologen vergleichen seine Wirkung sogar mit modernen digitalen Legenden oder urbanen Mythen, die sich über Social Media viral in unser Bewusstsein fressen.
In diesem Artikel tauche ich tief ein: in seine Entstehung, seine Symbolik, die Faszination hinter der Figur – und natürlich in den realen Fall, der den Mythos endgültig in die Schlagzeilen brachte. Du wirst sehen, wie dünn die Grenze zwischen Fiktion und Realität manchmal ist!
Die Entstehung des Slenderman – wie ein Internet-Wettbewerb ein Monster schuf
Slenderman – dieser Name hat sich so tief ins Internet eingebrannt, dass man manchmal vergisst, wie verdammt unscheinbar alles angefangen hat. Und ja, das ist immer noch wild für mich. 2009, auf dem alten Kultforum Something Awful, war gerade ein Photoshop-Wettbewerb am Laufen. Eigentlich ging’s nur darum, harmlose Fotos mit „übernatürlichen Elementen“ zu versehen. Nichts Ernstes. Nichts, was Geschichte schreiben sollte. Und dann haut ein Nutzer namens Victor Surge zwei manipulierte Bilder raus, die alles verändert haben.
Die Fotos selbst waren auf den ersten Blick harmlos: Kinder auf Spielplätzen, verwackelte Hintergründe, dieser typische 80er/90er-„zu viel Blitz“-Look. Aber in den Schatten stand plötzlich eine unnatürlich große, dürr gestreckte Gestalt. Kein Gesicht, keine Mimik, nur dieser schwarze Anzug und Arme, die zu lang waren, um noch menschlich zu wirken. Man konnte fast hören, wie der kollektive Forums-Chat innehielt: „Was zur Hölle ist das?“ Und genau da fing die Story an zu kochen.
Die Manipulation der Bilder war nicht spektakulär kompliziert. Surge hat mit klassischen Methoden gearbeitet: Kontraste verschoben, Körnung verstärkt, Schatten digital verlängert. Trotzdem wirkten die Fotos authentisch, fast dokumentarisch. Das war der Trick – und ehrlich, es war genial. Weil der Slenderman nicht als Monster präsentiert wurde. Sondern als etwas, das zufällig ins Bild gerutscht war. Etwas, das schon immer da war. Diese Art von Understatement hat aus der Figur einen Mythos gemacht, bevor überhaupt eine Geschichte existierte.
Warum ging das Ganze so schnell viral? Ich würde sagen: perfektes Timing. 2009 war das Internet bereits voller Urban Legends, Creepypastas, Forenthreads über „wahre übernatürliche Sichtungen“. Die Leute wollten etwas finden, das sie jagen konnten. Die Figur war mysteriös genug, um Lücken zu füllen, aber nicht detailliert genug, um sie einzugrenzen. Es war wie ein großes, leeres Notizbuch, das die Community sofort begann vollzukritzeln. Und, ganz ehrlich, so funktioniert digitale Folklore bis heute: Ein Funke reicht, und ein ganzes Netzwerk beginnt zu weben.
Die CreepyPasta-Community spielte dabei eine riesige Rolle. Surge gab in den ersten Bildunterschriften nur winzige Text-Schnipsel – sowas wie angebliche Zeitungszitate oder Augenzeugenberichte. Der Rest wurde von Tausenden Usern ergänzt, erweitert, uminterpretiert. Plötzlich tauchten Geschichten über verschwundene Kinder auf, über Wälder, über diese unendlich langen Arme, die aus dem Nichts auftauchten. Manche Erzählungen waren amateurhaft, andere beeindruckend gut geschrieben. Und alles wirkte so, als entstünde da ein Monster nicht durch einen einzelnen Autor, sondern durch kollektive Kreativität.
Manchmal denke ich, Slenderman ist der erste große Beweis dafür, wie mächtig gemeinsames Storytelling im Netz sein kann. Und ja, ein bisschen ironisch ist es auch – wir erschaffen ein Monster zusammen, indem jeder ein Detail hinzufügt. Ein Arm hier, eine Backstory da, eine Sichtung dort.
Die Symbolik der Figur ist ein eigenes Kapitel. Diese gesichtslose Leere, die überlangen Gliedmaßen, der schwarze Anzug – das ist kein typischer Horror. Das ist eher die Verkörperung dessen, was Menschen subtil fürchten: Kontrollverlust, Unklarheit, das Gefühl beobachtet zu werden. Ein Monster ohne Gesicht ist wie ein Albtraum ohne klare Form. Du kannst nicht mal sicher sagen, was du fürchtest, und genau das macht es so intensiv.
Viele Psychologen argumentieren, dass Slenderman wirkt, weil er wie ein digitaler Schatten unserer eigenen Unsicherheiten aussieht. Vielleicht stimmt das. Vielleicht ist es auch einfach eine verdammt gut designte Figur. Möglicherweise beides.
Was mich aber immer noch kickt: Slenderman entstand buchstäblich aus einem Wettbewerb. Ein paar manipulierte Fotos, ein anonymer User, ein Forum, das schon damals als Chaosplatz galt – und daraus wächst eine globale Legende. Ein Monster, das Menschen wirklich Angst macht, Diskussionen auslöst und irgendwann sogar reale Ereignisse beeinflusst.
Und wenn man drüber nachdenkt, ist das schon ziemlich crazy. Wir erschaffen Fiktion… und dann erschafft sie uns Geschichten zurück. Slenderman war nie nur ein Meme. Er war der Beginn einer digitalen Mythologie, die bis heute nicht totzukriegen ist.
Die Evolution eines Mythos – Slenderman in Foren, YouTube und Gaming
Slenderman – ich sag dir ehrlich, dieser Mythos hat eine Entwicklung hingelegt, die du fast wie ein digitales Biologie-Experiment beobachten kannst. Erst taucht die Figur als unscharfer Schatten auf ein paar manipulierten Fotos auf, und plötzlich schwappt sie wie eine Flutwelle durch Foren, YouTube-Kanäle, Gaming-Communities und Meme-Kulturen. Es ist fast verrückt, wie organisch sich so ein Internet-Horrorwesen ausbreiten kann, wenn genug Menschen gleichzeitig daran herumdoktern. Und Slenderman war da echt das Paradebeispiel.
Eines der größten Sprungbretter war Marble Hornets, diese semi-found-footage YouTube-Serie, die 2009 startete und bis heute als einer der wichtigsten Treiber für den Mythos gilt. Die Macher haben den Slenderman dort zwar als „The Operator“ bezeichnet, aber jeder wusste sofort, wer gemeint war. Das Format war roh, verwackelt, manchmal mit zu viel Stille – aber genau das machte es so unheimlich authentisch. Ich weiß noch, wie frustrierend es war, wenn man in einer Szene 20 Sekunden lang nichts sah, nur um dann plötzlich diesen langen, gesichtslosen Typen im Hintergrund zu entdecken. Es war wie ein Jumpscare, nur subtiler, fieser. Internet-Folklore at its finest.
Gleichzeitig explodierten die Diskussionen in Foren wie Reddit, 4chan oder kleinen Horror-Communities. Leute haben Theorien gebastelt, Zeitleisten analysiert, Fake-Sichtungen synchronisiert – eigentlich war’s fast wie eine Großbaustelle, auf der jeder sein eigenes Teil zum Slenderman-Lore beigetragen hat. Und manchmal wurden diese Threads so absurd detailliert, dass du kurz dachtest: „Okay, irgendwer glaubt hier wirklich, dass da draußen ein riesiger dünner Mann im Wald lebt.“ Foren waren die Schmiede, in denen Slenderman vom Meme zum Mythos wurde.
Dann kam die Fanfiction. Und die Memes. Und dieses ganze wilde Sammelsurium, das man heute unter „digitale Folklore“ zusammenfassen würde. Manche Leute schrieben Horrorserien, andere setzten Comics um, und ein paar haben Slenderman sogar in romantische Storys gepackt – keine Ahnung, was da los war, aber es zeigt, wie flexibel so ein Monster werden kann, wenn Millionen Menschen ihre Fantasie drauf loslassen. Dadurch ging die Figur nicht nur viral – sie wurde universell interpretierbar, fast wie ein digitales Märchenwesen.
Und dann mein persönliches Highlight: „Slender: The Eight Pages“. Ein Indie-Game, das technisch nicht viel mehr war als ein schlichter Wald, ein paar Zettel und ein Monster, das dich verfolgt, wenn du dich zu lange umschaust. Und trotzdem hat dieses Spiel damals 2012 einen der krassesten Hype-Momente im Gaming-Bereich ausgelöst. Streamer schrien herum, Let’s Plays explodierten, YouTube lebte von Reaktionsvideos. Und jedes Mal, wenn der Bildschirm statisch wurde, war klar: Slenderman ist nah. Das war der Moment, in dem die Figur endgültig zum Mainstream-Horror wurde.
Psychologisch ist das eigentlich logisch. Slenderman spielt perfekt mit Urängsten: der Angst vor dem Unbekannten, der Angst beobachtet zu werden, der Angst, dass etwas da draußen im Dunkeln lauert, das keine klare Form hat. Internet-Horror funktioniert oft deshalb so gut, weil er nicht abgeschlossen ist wie ein Film – du kannst ihn fortschreiben, verändern, kommentieren, wiederverwenden. Es ist Horror zum Mitmachen. Und Slenderman war die ideale Projektionsfläche.
Besonders Jugendliche sprangen darauf an. Vielleicht weil der Mythos so leicht zu erweitern war, vielleicht weil er so viel Freiraum ließ. Viele hatten zum ersten Mal das Gefühl, dass ein Horrorwesen aus „ihrer“ Generation stammt – nicht aus Hollywood, nicht aus Büchern, sondern direkt aus ihrem digitalen Alltag. Slenderman war greifbar nahe, ständig verfügbar, ein Monster, das man buchstäblich selbst weiterbauen konnte.
Und ganz ehrlich: Genau deswegen hat dieser Mythos so heftig gezündet. Slenderman war nicht einfach nur eine Figur. Er war ein kollektives Werk. Ein digitaler Albtraum, der von jedem Einzelnen weitergeformt wurde. Und das Internet liebt solche Monster – weil es sie sofort vervielfältigen kann.
Die dunkle Seite des Mythos – das Slenderman-Verbrechen von Waukesha
Ja, dieses Internetwesen namens Slenderman, das eigentlich nur als digitale Gruselgeschichte gedacht war, bekam 2014 eine erschreckend reale Dimension. Und genau da wird’s heftig. Denn das Slenderman-Verbrechen von Waukesha hat vielen Menschen gezeigt, wie dünn die Grenze zwischen Mythos und Realität manchmal wirklich ist. Ich weiß noch, wie frustrierend es war, zu sehen, wie ein Internet-Mythos plötzlich in der echten Welt auftauchte und ein Kind fast das Leben kostete. Man denkt immer, „Ach, das ist doch nur eine Story“, aber hier… hier war’s bittere Realität.
Im Mai 2014 lockten zwei zwölfjährige Mädchen – Anissa Weier und Morgan Geyser – ihre ebenfalls zwölfjährige Freundin in einen Wald in Waukesha, Wisconsin. Sie stachen 19-mal auf sie ein. Neunzehn. Nur, weil sie glaubten, Slenderman würde sie sonst bestrafen oder ihre Familien holen. Allein das zu schreiben, macht mich irgendwie sprachlos. Das Opfer überlebte nur durch unfassbares Glück und wahnsinnige Willenskraft, als sie sich schwer verletzt aus dem Wald schleppte.
Die Hintergründe dieses Falls sind ein chaotisches Knäuel aus kindlicher Vorstellungskraft, psychischer Instabilität und der ungefilterten Wucht des Internets. Die Täterinnen waren überzeugt, Slenderman sei real. Diese Überzeugung kam nicht über Nacht. Sie entstand durch stundenlange Recherchen, Foren-Beiträge, Fanfiction, Creepypasta-Leserunden – eine Art digitale Echokammer, in der Mythos und Wahrheit irgendwann verschwammen. Dass Kinder diesen Unterschied nicht immer sauber trennen können, ist traurig, aber eben auch menschlich.
Und ja, die Motive waren verstörend. Beide Mädchen sagten aus, sie wollten Slenderman beeindrucken. Sie glaubten, sie müssten ein Opfer bringen, um in seiner „Herrenhaus“-Wohnung im Wald aufgenommen zu werden. Klingt irre, ich weiß. Aber für Kinder, die emotional überfordert sind und keine filternde Instanz haben, kann so ein Internet-Mythos plötzlich wie ein realer „Wächter“ wirken. Das ist die Schattenseite digitaler Folklore: Jeder kann reinschreiben, jeden Tag wird’s anders, und Kinder interpretieren manches eben wortwörtlich.
Als die Medien darüber berichteten, brach natürlich Panik aus. Schlagzeilen überschlugen sich: „Internet-Killer-Mythos treibt Kinder zur Gewalt“. Und ganz ehrlich, manche Berichte wirkten nicht gerade differenziert. Es wurde viel Angst geschürt, viel Sensationslust, wenig Kontext. Die Folge: Eltern dachten plötzlich, das gesamte Internet sei ein Bedrohungsherd. Schulen warnten vor Creepypasta-Seiten. Überall wurde Slenderman zum Symbol für digitale Gefahr erklärt.
Dabei hätte eine ruhigere Diskussion über Medienkompetenz viel mehr gebracht. Denn der Einfluss von Internet-Mythen auf Kinder ist real, aber nicht automatisch gefährlich. Kids mit stabiler Umgebung, klaren Grenzen und der Fähigkeit, Fiktion von Realität zu trennen, laufen nicht los und attackieren jemanden. Aber Kinder, die anfällig sind für Realitätsflucht, Halluzinationen oder extreme Angst – wie bei Morgan Geyser später diagnostiziert – können solche Geschichten tatsächlich missverstehen. Genau da muss man ansetzen.
Der Prozess selbst zog sich über Jahre. Psychologische Gutachten spielten eine zentrale Rolle, besonders bei Morgan, bei der eine frühe Form von Schizophrenie festgestellt wurde. Beide Mädchen wurden nicht wie typische Straftäterinnen behandelt, sondern wie Minderjährige, die dringend therapeutische Unterstützung brauchten. Das war wichtig, auch wenn viele Menschen das damals nicht verstanden haben. In manchen Phasen fühlte sich die Berichterstattung fast wie ein Hexenprozess gegen das Internet an, statt wie eine Analyse der wahren Ursachen.
Und trotzdem: Das Slenderman-Verbrechen bleibt ein Wendepunkt. Es erinnert uns daran, dass Geschichten Macht haben. Dass Mythos und Realität manchmal gefährlich ineinanderfließen können. Und dass Kinder, besonders verletzliche, Schutz brauchen – nicht vor Slenderman, sondern vor der grenzenlosen Informationsflut, die das Netz jeden Tag auf sie loslässt.
Medien, Moral und Verantwortung – wer trägt Schuld?
Manchmal kommt es mir vor, als hätte der Mythos rund um Slenderman mehr Diskussionen ausgelöst als mancher echte Kriminalfall. Und jedes Mal, wenn ich mich damit beschäftige, spüre ich diese Mischung aus Frust und Faszination. Denn sobald ein Mythos wie Slenderman in der realen Welt Schaden anrichtet, beginnt sofort dieses riesige Fingerzeigen. Wer trägt Schuld? Das Internet? Die Eltern? Die Kinder? Die Medien? Und irgendwie fühlt es sich an wie ein Kreisverkehr, aus dem niemand rausfährt, weil alle gleichzeitig diskutieren und keiner wirklich zuhört.
Die Debatte über die Gefährdung durch digitale Mythen wird oft extrem überhitzt geführt. Manche behaupten, Slenderman sei gefährlicher als klassische Horrorfiguren, weil er eben als Urban Legend funktioniert, die sich ständig verändert. Das Internet macht solche Geschichten formbar, und ehrlich – genau das lieben viele. Aber es macht sie eben auch unberechenbarer. Wenn Jugendliche oder suggestible Kinder nonstop Slenderman-Content konsumieren, Fanfiction lesen, Memes teilen, Creepypasta-Videos bingen, dann wird die Grenze zwischen Fiktion und Realität manchmal schwammig. Und ja, das kann gefährlich werden. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass der Mythos selbst „böse“ ist.
Und dann steht die große Frage im Raum: Wer trägt Verantwortung?
Plattformen sagen gern: „Wir sind nur die Infrastruktur.“ Eltern sagen manchmal: „Wir wussten nicht, was unsere Kinder online machen.“ Und Medien sagen: „Wir berichten nur.“ Aber keiner dieser Sätze ist wirklich die ganze Wahrheit. Plattformen haben Moderationssysteme – aber sie sind nie perfekt. Eltern können aufklären – aber sie können nicht jeden Tab, jedes Reddit-Forum, jede Fanfiction kontrollieren. Und die Medien? Naja, die können mit ihrer Berichterstattung aus einer Geschichte ein Feuer machen, das niemand mehr löschen kann.
Gerade bei Slenderman spielte die Berichterstattung eine viel zu große Rolle. Nachdem die Tat von Waukesha bekannt wurde, schossen Schlagzeilen hoch wie Raketen. „Internet-Monster beeinflusst Kinder!“ „Slenderman treibt Mädchen zum Wahnsinn!“ Und dieses Drama, dieses Ausschlachten, hat den Mythos größer gemacht, nicht kleiner. Medien erzeugen Mythen nicht absichtlich, aber sie verstärken sie – immer. Ein Monster, das vorher in Foren lebte, landete plötzlich auf Titelseiten. Und das verstärkt den Mythos mehr als jedes einzelne Creepypasta-Kapitel. Manchmal nervt mich das richtig, weil es fast unvermeidlich wirkt.
Psycholog:innen warnen seit Jahren, dass Jugendliche besonders empfänglich für solche Geschichten sind, wenn sie einsam sind, unsicher oder sowieso schon hohe Fantasie-Level haben. Suggestibilität – also die Anfälligkeit für Fremdeinfluss – wird im Jugendalter oft unterschätzt. Wenn jemand schon psychisch instabil ist, dann kann Slenderman plötzlich nicht mehr wie ein Internetmonster wirken, sondern wie eine reale Machtfigur. Und ich schwöre, das ist der Punkt, an dem alles kippt.
Der Mythos und die Panik verstärken sich gegenseitig. Erst gibt’s die Angst vor dem Mythos. Dann berichten Medien über die Angst. Dann bekommt der Mythos mehr Aufmerksamkeit, also wird er größer. Und dann wächst wiederum die Angst. Es ist wie ein Teufelskreis, der sich selbst füttert. Dieser Kreislauf ist nicht neu – aber das Internet beschleunigt ihn wie ein Turbo. Manche nennen das „digitale Folklore“, aber Folklore war früher zumindest langsam. Jetzt passiert alles in Echtzeit.
Und – das ist vielleicht der wichtigste Punkt – niemand trägt die Schuld allein. Slenderman war ein Mythos. Die Kinder hatten eigene Probleme. Die Plattformen boten den Raum. Die Eltern hatten ihre blinden Flecken. Und die Medien mischten alles zusammen, so wie sie es immer tun, wenn ein Fall Aufmerksamkeit verspricht.
Wenn ich ehrlich bin, ist die Verantwortung immer geteilt. Und jedes Mal, wenn jemand versucht, sie bei nur einer Person oder einem System abzuladen, wird der Mythos nur stärker statt schwächer. Vielleicht ist genau das die eigentliche Moral dieser ganzen Geschichte: Mythen sind mächtig. Aber Panik ist manchmal noch mächtiger.
Warum uns Slenderman immer noch verfolgt – die Macht moderner Urban Legends
Slenderman hat sich in die Internetkultur eingebrannt wie kaum ein anderes digitales Monster. Und manchmal frage ich mich echt, warum diese Figur nicht einfach verschwindet, obwohl jeder weiß, dass sie ein Produkt aus Photoshop, Foren und ein paar kreativen Köpfen ist. Aber genau das ist der Punkt: Urban Legends leben nicht von Fakten, sondern von dem Gefühl, das sie auslösen. Und Slenderman löst noch immer etwas aus – Angst, Faszination, Neugier, dieses leichte Ziehen im Bauch, wenn man abends durch einen dunklen Wald läuft. Ich schwör dir, irgendwie sitzt der Kerl immer noch hinter uns im digitalen Rückspiegel.
Der emotionale und kulturelle Reiz solcher Legenden ist größer, als man denkt. Menschen lieben Geschichten, die offen bleiben, die kein klares Ende haben. Slenderman ist ein perfektes Beispiel. Kein Gesicht, keine Stimme, keine eindeutige Herkunft. Dadurch wird er fast zu einem Spiegel, in dem wir unsere eigenen Ängste sehen. Jeder füllt die Leere anders. Manche sehen das Monster aus dem Wald, andere spüren eher diese unheimliche Präsenz, dieses Gefühl beobachtet zu werden. Und ja, das ist ein uraltes psychologisches Muster, das sogar in antiken Mythen vorkommt – nur dass Slenderman eben digital ist und dadurch viel schneller wandert.
Slenderman funktioniert so gut, weil er perfekt in unsere Zeit passt. Die moderne Internetkultur ist voll von Einsamkeit, ständiger Reizüberflutung und einem Gefühl von Kontrollverlust. Und so seltsam es klingt: Urban Legends wie Slenderman geben dieser Angst eine Form. Viele Jugendliche haben gesagt, dass sie nicht wirklich Angst vor ihm hatten – sondern vor dem, was er symbolisiert. Ein übermächtiges etwas. Ein Schatten, der auftaucht, wenn du dich eh schon verloren fühlst. Ich finde das unglaublich spannend, weil es zeigt, wie Mythen psychologisch wirken, selbst wenn man weiß, dass es nur Geschichten sind.
Und dann gibt’s den Vergleich zu früheren Legenden wie Mothman, Bloody Mary oder dem Jersey Devil. Diese Wesen hatten auch klare Funktionen. Mothman war immer irgendwie Vorbote einer Katastrophe. Bloody Mary war ein Mutprobe-Ding, das in dunklen Badezimmern lebte. Aber Slenderman? Der wurde nicht in alten Wäldern geboren, sondern in Kommentarspalten. Und das macht ihn mächtiger, weil sein Mythos sich ständig weiterentwickelt. Jede Fanfiction, jedes Meme, jede YouTube-Serie verändert ihn minimal. Dadurch bleibt er „frisch“, auch wenn er eigentlich schon längst entzaubert wurde.
Es frustriert manche Leute total, dass Slenderman nicht einfach „stirbt“, obwohl seine Entstehungsgeschichte öffentlich ist. Aber Urban Legends sterben nicht, nur weil man weiß, wie sie entstanden sind. Das war bei Mothman so, bei Bloody Mary, bei all den anderen Gestalten auch. Mythen bleiben, wenn sie Menschen emotional etwas geben. Slenderman bietet Angst, Gemeinschaft, Kreativität – und einen Ort, an dem sich Menschen austoben können, ohne dass jemand sagt: „Das ist falsch.“ Er ist ein flexibles Monster. Und genau das macht ihn so langlebig.
Und, Hand aufs Herz, ein bisschen liegt es auch daran, dass Slenderman dieses Element von „Er könnte da draußen sein“ besitzt. Nicht real, logisch. Sondern symbolisch. Und Symbole sterben nie. Besonders nicht in einer Welt, in der digitale Folklore sich so schnell verbreitet wie Screenshot-Ketten.
Ein Schatten, der bleibt: Was wir aus Slenderman lernen können
Der Slenderman ist längst mehr als ein Internet-Monster. Er ist ein Lehrstück darüber, wie Geschichten Macht gewinnen, wie Fiktion Realität berührt und wie verletzlich besonders junge Menschen gegenüber digitalen Erzählungen sein können. Seine Entstehung wirkt fast harmlos, seine Verbreitung jedoch zeigt, wie stark kollektive Fantasie und soziale Dynamiken ausufern können.
Mich fasziniert dabei vor allem, wie ein erfundenes Wesen so real werden kann, dass es ein Verbrechen beeinflusst. Das ist nicht nur unheimlich – es ist ein Fingerzeig darauf, dass wir aufmerksam bleiben müssen, besonders im digitalen Zeitalter.
Und jetzt interessiert mich etwas brennend: Welche Internet-Mythen haben dich selbst schon einmal so richtig gepackt? Schreib’s mir in die Kommentare – lass uns gemeinsam in die Schatten schauen!