An der Grenze zwischen Essex und Suffolk gibt es einen kleinen Ort namens Borley. Dieser Ort erlangte große Berühmtheit aufgrund eines spätviktorianischen Herrenhauses, gelegen am Fluss Stour. Dieses Haus ist bekannt als Borley Rectory – die Borley Pfarrei. Und was es berühmt gemacht hat, sind zahlreiche Geistererscheinungen und paranormale Aktivitäten.
In diesem Beitrag schauen wir uns heute an, was ganz genau dort vorgefallen ist und wie glaubwürdig diese Vorkommnisse sind. Handelt es sich bei Borley Rectory wirklich um das am meisten heimgesuchte Haus in ganz England?
Ein Pfarrhaus wie kein anderes – Bau, Lage und düstere Atmosphäre
Wie schon in der Einleitung geschrieben, liegt das Borley House am Fluss Stour, an der Grenze zwischen Essex und Suffolk. Sein Bau wurde im Jahr 1862 durch den Pfarrer Henry Dawson Ellis Bull in Auftrag gegeben. Das im spätviktorianischen Stil gehaltene Haus hatte ganze 32 Zimmer verteilt auf einer Wohnfläche von 696,7 qm. Das gesamte Grundstück hatte sogar eine Größe von 4,45 Hektar. Um diese Größe etwas zu veranschaulichen; 4,45 Hektar entsprechen ungefähr knapp 6,5 Fußballfeldern.

Von hohen Bäumen umgeben, hatte das Borley Haus von Anfang an eine besondere Ausstrahlung. Die Einwohner Borleys betrachteten es von Anfang an als einen unheilvollen Ort. Und wie wir später noch erfahren werden, lagen sie mit ihrer Meinung gar nicht so falsch…
Pfarrer Henry Bull, der das Haus erbauen lies, nutzte Borley Rectory als Pfarrei. Er zog dort ein mit seiner 14-köpfigen Familie, was auch die enorme Anzahl an Zimmern erklärt. Borley Rectory hatte ein „verwunschenes“ blaues Schlafzimmer. Es soll das am meisten heimgesuchte Zimmer des Hauses gewesen sein. In diesem Zimmer sollen später auch sowohl Henry als auch Harry Bull verstorben sein.
Das Pfarrhaus, dass zuvor auf dem Grundstück stand, war bereits im Jahr 1841 abgebrannt. Bei dem Neubau in 1962 wurde das Haus dann noch um einen Flügel ergänzt, da Pfarrer Bull eine so große Familie hatte.
In der Nähe des Hauses stand auch die Kirche, deren Kirchenschiff wahrscheinlich noch aus dem 12. Jahrhundert stammt. Die gesamte Pfarrei wird aus drei ländlichen Gemeinden mit drei Weilern gebildet.

Die Familie Bull legte auf dem Grundstück von Borley Rectory einen Tierfriedhof für Katzen an. Er befand sich am Ende des Gartens mit kreisförmig aufgestellten Kopfteilen. Nachdem die Familie Bull aber irgendwann aus Borley Rectory ausgezogen ist, wurde dieser Friedhof nicht mehr genutzt.
Die eingemauerte Nonne – Ursprung einer jahrhundertealten Spukgeschichte
Um Orte mit paranormalen Aktivitäten ranken sich zumeist auch irgendwelche Legenden. So auch bei Borley Rectory. Es hieß damals, die Borley Pfarrei sei auf den Fundamenten eines alten Mönchklosters aufgebaut worden.
Der Legende zufolge soll ein Mönch aus diesem Kloster im 14. Jahrhundert eine verbotene Liebesbeziehung mit einer der Nonnen aus dem Nachbarkloster gehabt haben. Diese Beziehung ging eine ganze Weile lang gut, bis doch herausgefunden wurde, was da zwischen den beiden lief.
Sowohl der Mönch als auch die Nonne wurden anschließend zum Tode verurteilt. Der Mönch wurde hingerichtet. Einige Quellen sagen, er wurde gehängt, während andere wiederum davon sprechen, dass er geköpft wurde. Die Nonne allerdings erwartete kein so schneller und vergleichsweise milder Tod. Sie soll in das Kellergewölbe des Klosters eingemauert worden sein, während sie noch am leben war.
Jahrhunderte später kam es dann mehrfach zu Geistererscheinungen. So wurde immer wieder eine Nonne gesehen, die auf einem Pfad zwischen den beiden Klostern – dem sogenannten „Nonnenpfad“ – hin und her gewandert ist. Außerdem wurde immer wieder eine Geisterkutsche sowie ein kopfloser Mann in der Gegend des Ortes, gesehen.
Zu diesen Erscheinungen kam es bereits vor dem Bau von Borley Rectory. Nachdem die Pfarrei dann errichtet war, nahmen diese Erscheinungen immer mehr zu.
Geisterhafte Anfänge – Die Bull-Familie und die ersten Erscheinungen
Nachdem der Bau von der Borley Pfarrer im Jahr 1863 abgeschlossen war, zog Pfarrer Henry Bull dort mit seiner Ehefrau sowie seinen 14 Kindern ein. Die Familie lebte dort 64 Jahre lang. Viel Zeit, um dort so einige paranormale Aktivitäten zu erleben. Und davon gab es eine ganze Menge, denn wirklich alle Mitglieder der Familie haben von solchen Aktivitäten erzählt.
Es begann damit, dass sie mehrfach gesehen haben, wie sie von einer traurig blickenden Nonne durch die Fenster beobachtet wurden. Um dem ein Ende zu setzen, hat Pfarrer Bull dann schließlich das Fenster zumauern lassen. Erreicht hat er damit aber das Gegenteil. Nachdem das Fenster zugemauert war, nahmen die Ereignisse enorm zu.

Es flogen plötzlich aus dem Nichts einfach so Gegenstände durch die Zimmer. Sie Familie hörte immer wieder klopfende und scharrende Geräusche, die sie sich nicht erklären konnten. Es fingen plötzlich die Bedienstetenglocke einfach an zu läuten, obwohl sie kaputt waren. Zwei Töchter des Pfarrers berichteten davon, dass sie eine Schattengestalt auf dem Nonnenpfad gesehen haben. Sie wollten mit der Gestalt sprechen und näherten sich ihr, als sie näher kamen, ist die Gestalt aber plötzlich einfach verschwunden.
Eines nachts wurde eine der Töchter dadurch geweckt, dass ihr jemand ins Gesicht schlug. Sie wachte auf, schaute sich um, aber niemand war da. Eine andere Tochter berichtete davon, dass nachts die dunkle Gestalt eines Mannes mit Hut neben ihrem Bett stand.
Im Jahr 1892 ist Henry Bull dann verstorben. Seine Nachfolge wurde von seinem Sohn, Harry Bull, angetreten. Aber auch dann nahmen die vielen paranormalen Aktivitäten nicht ab. Es ging soweit, dass selbst die Bediensteten sich irgendwann weigerten, das Haus zu betreten.
35 Jahre später verstarb dann auch Harry Bull und mit seinem Tod zogen dann auch die letzten Familienmitglieder aus dem Haus aus.
Es gab so viele Geschichten und Berichte über die Ereignisse, die sich in Borley Rectory ereigneten, dass sich nach dem Tod von Harry Bull zunächst 12 andere Geistliche weigerten, dass Pfarramt in Borley zu übernehmen. Niemand wollte in einem solch heimgesuchten Haus leben.
Skepsis trifft Spuk – Die Smiths und der Weg in die Öffentlichkeit
Erst im Jahr 1928 konnte endlich ein Nachfolger gefunden werden; Pfarrer Guy Eric Smith. Er bezog gemeinsam mit seiner Frau das Haus. Die Eheleute Smith glaubte nicht an die vielen Geschichten, die über Borley Rectory kursierten. Es dauert jedoch nicht lange, bis auch sie, merkwürdige Dinge im Haus wahrnahmen.
Einen Tag nach dem Einzug der Smiths öffnete Mrs. Smith einen Geschirrschrank. Im Schrank entdeckte sie einen komischen Gegenstand, eingepackt in braunes Packpapier. Verwundert öffnete sie das Papier und erschrak furchtbar, denn ihr offenbarte sich der Schädel einer jungen Frau.

Auch die Smiths sahen nachts immer wieder eine dunkle Pferdekutsche um das Haus herum fahren. Sie sahen Lichterscheinungen in den Fenstern, hörten Schritte in leeren Räumen und ebenfalls das Läuten der kaputten Bedienstetenglocke.
Im Juni 1929 kontaktierten sie den Daily Mirror. Sie wollten durch diese Zeitung Kontakt mit der Society for Physical Research aufnehmen. Der Daily Mirror schickte noch im gleichen Monat einen Reporter zu Borley Rectory, woraus eine Reihe von Artikeln über das Haus folgte. Diese Artikel des Daily Mirror weckte schließlich das Interesse von Harry Price, der die Smiths am 12. Juni 1929 in ihrem Haus besuchte.
Der Geisterjäger betritt die Bühne – Harry Price entfacht das Medienfeuer
Harry Price bezeichnete sich selbst als Geisterjäger. Er bleib für einige Zeit bei den Smiths und wollte den paranormalen Aktivitäten in Borley Rectory auf den Grund gehen.

Während seines Besuches kam es dort dann zu ganz neuen Ereignissen. Plötzlich gab es Klopfgeräusche. Schlüssel, die plötzlich einfach aus den Schlüssellöchern fielen. Es flogen auf einmal Gegenstände und Steine durch die Luft, so dass sogar eine Fensterscheibe zu Bruch ging. Kaum hatte Harry Price aber das Haus verlassen, hörten plötzlich auch diese neuen Ereignisse auf. In der folgenden Zeit besuchte Price die Smiths des Öfteren. Es war immer wieder dasselbe Spiel; war er da, waren auch diese neuen Ereignisse da, bis er wieder abreiste.
Mr. und Mrs. Smith entschlossen sich dann, wieder aus Borley Rectory auszuziehen.
Exorzismen, Affären und ein Haus im Ausnahmezustand
Im Oktober 1930 fand sich dann der nächste Nachfolger; Pfarrer Lionel Algernon Foyster. Er war ein Verwandter von Henry Bull. Er bezog das Haus gemeinsam mit seiner Frau Marianne sowie seiner Adoptivtochter Adelaide.
Kaum waren die Foysters in Borley Rectory eingezogen, begannen auch all die paranormalen Ereignisse wieder. Adelaide soll dazu noch „von etwas Schrecklichem“ bedroht worden sein. Der Pfarrer vollzog daraufhin zwei Exorzismen, die aber beide erfolglos waren. Bei einem der Exorzismen soll er sogar von einem Stein getroffen wurden sein.
Auch die Familie Foyster wandte sich dann an Harry Price.

Marianne berichtete, dass sie Schläge ins Gesicht bekam, ohne dass etwas zu sehen war. Auch berichtete sie davon, dass sie nachts aus ihrem Bett geworfen wurde, ohne sichtbaren Grund. Eines Tages fand sie einen Papierfetzen, auf dem ihr Name geschrieben stand. Sie versuchte, mit dem Geist zu kommunizieren und fragte ihn, was er denn wolle. Seine Antwort war „Ruhe“. In den folgenden Jahren gab es auch immer wieder an die Wand gekritzelte Botschaften an Marianne.

Noch drei weitere Parawissenschaftler wurden auf die Vorkommnisse in Borley Rectory aufmerksam. Sie kamen zu dem Schluss, das Marianne den ganzen Spuk – ob bewusst oder unbewusst – auslösen würde. Marianne hingegen verdächtigte ihren Mann in Zusammenarbeit mit einem der Wissenschaftler hinter all dem Spuk zu stecken.
Einige Zeit später verstarb Lionel Foyster. Marianne zog also auch wieder aus Borley Rectory aus und das Haus stand nun wieder für einige Zeit leer.
48 Spürnasen und ein Haus voller Geheimnisse
Im Mai 1937 mietete dann Harry Price das Haus. In der Times suchte er über eine Anzeige nach „verantwortungsvollen Personen mit Muße und Intelligenz, unerschrocken, kritisch und vorurteilsfrei“. Diese Personen sollten in Borley Rectory wohnen und die paranormalen Aktivitäten aufzeichnen. Auf seine Anzeige hin erhielt er mehr als 200 Bewerbungen. Aus all diesen Bewerbungen stellte er schließlich ein Team aus 48 Personen zusammen, von denen die meisten Studenten waren.
Alle 48 Personen berichteten im Laufe der Zeit von unerklärlichen Situationen im Haus. Eine Oxford-Studentin beobachtete Gegenstände, die sich ohne sichtbaren Grund bewegten. Ein BBC-Mitarbeiter wurde in einem verschlossenen Raum, in dem er sich alleine befund, von einem Stück Seife an den Kopf getroffen. Ein anderer Bewohner beobachtete, wie sich die Zimmertemperatur in kurzer Zeit plötzlich und grundlos um mehrere Grad sank.
Ein Mitarbeiter von Harry Price hatte eine Tochter; Helen Glenville. Helen veranstaltete am 27. März 1938 eine Seánce mit einer Planchette. Eine Planchette ist ein kleines, oft herzförmiges Brett mit Rollen auf der glatten Unterseite, das zum automatischen Schreiben verwendet wird, um Botschaften aus dem Jenseits zu empfangen.

Bei dieser Seánce haben sich zwei Geister gemeldet. Der erste Geist nannte sich Marie Lairre. Es handelte sich dabei um eine junge, französische Nonne. Sie stammte aus einem Kloster bei Le Havre und war mit einem Waldfragen in Borley verheiratet. Dieser Waldgraf soll sie ihm Jahr 1667 auf dem Grundstück von Borley Rectory erwürgt haben. Ihre Leiche soll der dort vergraben haben, wo sich später der Keller von Borley Rectory befand.
Ein paar dieser Angaben deckten sich auch mit dem, was die Töchter von Henry Bull damals erzählten. Price identifizierte die Nonne als den Geist, der auf dem Grundstück von Borley Rectory umher wanderte und die Botschaften an den Wänden hinterlassen hatte.
Der zweite Geist nannte sich Sunex Amures. Er kündigte an, Borley Rectory am Abend der Seánce um 9 Uhr in Flammen aufgehen zu lassen. Durch den Brand von Borley Rectory sollten, seiner Aussage zu Folge, dann die Gebeine einer ermordeten Person freigelegt werden. Am Abend des 27. März 1938 kam es jedoch zu keinem Brand.
Zu dieser Zeit wurde auch der damalige Katzenfriedhof von Sidney Glanville, einem Kollegen von Harry Price, umgegraben. Hierbei stellte er fest, dass die Gräber geschändet waren, was ihn sehr beunruhigte. Er stellte Nachforschungen im Dorf Borley an, konnte aber nicht herausfinden, wer dahinter steckte. Er grub das gesamte Gebiet dann noch weiter um und fand weitere Knochen. Er vermutete, dass es sich dabei um Knochen von Pferden und Ochsen handelte. Harry Price hingegen glaubte, es seien Menschenknochen, die wahrscheinlich von der Nonne oder von Opfern der Großen Pest aus den Jahren 1664-1665 stammten.
Prophezeiung erfüllt? Das Feuer, das alles veränderte
Genau ein Jahr später, am 27. März 1939 bekam Borley Rectory wieder einen neuen Mieter; Captain W. H. Gregson. Am Abend des 27. März 1939 war er gerade dabei, Bücher in ein Regal einzuräumen. Dabei stieß er eine Petroleumleuchte um, was dafür sorgte, dass das ganze Haus in Flammen aufging. Es brannte in dieser Nacht bis auf seine Grundmauern nieder.
Augenzeugen des Brandes berichteten anschließend davon, dass die geisterhafte Gestalten in den Flammen gesehen haben.

Als die Versicherung den Brand später untersuchte, kam sie zu dem Schluss, dass es sich um Brandstiftung handelte. Gregson nannte Borley Rectory um in „The Priory“. Man vermutete, dass er mit dem Geld der Versicherung eine Touristenattraktion aus dem Anwesen machen wollte, um ordentlich daran zu verdienen.
Gebeine, Medaillen und die Hoffnung auf Ruhe
1944 sollte Borley Rectory abgerissen werden. Das brachte auf Harry Price wieder auf das Grundstück. Er entnahm noch im Jahr 1943 Ausgrabungen im Keller von Borley Rectory. Dabei fand er die mutmaßlichen Knochen einer jungen Frau und eine Medaille mit dem Heiligen Ignatius.

Die Bewohner im Ort Borley glaubten jedoch nicht daran, dass Price tatsächlich Knochen einer jungen Frau fand. Sie waren davon überzeugt, dass es lediglich Schweine- oder Ochsenknochen waren. Price wollte die Knochen in einer christlichen Zeremonie bestatten lassen. Der Pfarrer von Borley weigerte sich hierzu jedoch, um damit der Meinung der Bewohner des Ortes nachzukommen. Der Pfarrer aus dem Nachbardorf Liston führte die Bestattung dann aber durch. Price hoffte, dass der Geist nun endlich seine Ruhe finden würde.
Im Jahr 1948 ist dann auch Harry Price verstorben.

Tricks, Täuschungen und die Jagd nach der Wahrheit
Nach dem Tod von Harry Price wurde der ganze Fall von Borley Rectory dann noch einmal durch drei Mitglieder der Society for Physical Research neu aufgerollt. Zwei dieser drei Mitglieder waren zuvor loyale Assistenten von Harry Price.
Fake, Fassade und faustdicke Lügen – Die Schattenseiten des Harry Price
Sie erstellen den sogenannten Borley-Report, in dem sie einige Unstimmigkeiten in den Aufzeichnungen von Harry Price gefunden haben. Ihr Ergebnis war, dass die meisten der angeblich paranormalen Aktivitäten in Borley Rectory entweder vorgetäuscht oder durch natürliche Gegebenheiten (z. B. Ratten) verursacht wurden. Die merkwürdigen Geräusche in Borley Rectory führten sie auf die besondere Akustik des Hauses zurück.
In ihrem Bericht zitieren dazu noch den Daily Mail Reporter Charles Sutton. Sutton unterstelle Price Betrug. Er begründete dies damit, dass er eine Nacht mit Price und einem seiner Kollegen in Borley Rectory verbrachte. Während dieser Zeit wurde er von einem Kieselstein am Kopf getroffen. Im Verlauf der Nacht packte er Harry Price und fand in seinen Taschen jede Menge Klötze und Ziegelsteine. Der Artikel, den Sutton daraufhin veröffentlichen wollte, wurde aber nach einem Gespräch mit einem Anwalt gestrichen.

Diese Erfahrungen von Charley Sutton waren aber nicht die einzigen, die Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Harry Price säte. Cynthia Ledsham, eine Reporterin des Life-Magazins berichtete, dass sie 1944 während des Abrisses von Borley Rectory aufgrund eines Fototermins gemeinsam mit einem Fotograf vor Ort war. Während dieses Termins machte der Fotograf Aufnahmen eines Ziegelsteins, der scheinbar einfach so durch die Luft flog. Dabei behauptete Price, dass dies „das erste Foto eines Poltergeist-Geschosses, das jemals gemacht wurde“ sei.
Später stellte sich jedoch heraus, dass dieses Foto so beschnitten war, dass dieser Eindruck entstand. Auf dem unbeschnittenen Foto sah man hingegen noch einen Bauarbeiter, der den Ziegelstein kurz zuvor geworfen hatte.
Durch die nun entstandenen Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Harry Price gab es noch genauere Recherchen, was das angebliche Kloster, auf dem Borley Rectory gebaut wurden sein soll. Dabei fand man heraus, dass Borley Rectory eben nicht auf den Grundmauern eines Klosters gebaut war. Auch die umhergeisternde Nonne soll kein Geist, sondern ein verkleidetes Dienstmädchen gewesen sein.
Liebe, Lügen & Spuk – Das dunkle Geheimnis der Foysters
Und auch was die Familie Foyster betrifft, kam es noch zu einigen Enthüllungen. Das Ehepaar Foyster hatte, bevor sie in Borley Rectory einzogen, in Amherst, Nova Scotia gelebt. Dieser Ort wurde im 19. Jahrhundert durch ein gut dokumentiertes Poltergeist-Phänomen bekannt, welches sehr viele Parallelen zu den Vorkommnissen der Familie in Borley Rectory aufwies. Die Kritzeleien an den Wänden, durch die der Geist angeblich Kontakt zu Marianne Foyster aufnehmen wollte, schrieb man der Tochter Adelaide zu.
Die Familie Foyster hatte noch einen Untermieter. Marianne und dieser Untermieter hatten eine Affäre. Die Kritzeleien an den Wänden in Borley Rectory begannen merkwürdigerweise etwa zu gleichen Zeit, als Marianne ihre Affäre begann. Später gab sie auch zu, dass sie ein paar der paranormalen Ereignisse selbst erzeugt hatte, weil sie damit von ihrer Affäre ablenken wollte.
Die Witwe von Borley – Ein Leben zwischen Wahrheit und Täuschung
Auch Marianne Foyster im Speziellen war einen genaueren Blick wert. Sie wurde 1899 als Mary Anne Shaw geboren. Ihr Leben wies so einige merkwürdige Umstände auf.
Im Jahr 1933 bekam sie einen Sohn – John. Er verstarb jedoch leider schon nach gerade einmal 4,5 Monaten. Man vermutete, dass John ein Ergebnis der Affäre mit dem Untermieter war. Marianne jedoch behauptete steif und fest, dass Lionel Foyster der Vater sei. Sie adoptierte später auch noch weitere Kinder.
Nachdem Lionel gestorben war, heiratete Marianne noch weitere Männer. Ihre folgenden Ehemänner waren alle wesentlich älter als sie, teilweise waren sie geistig sogar bereits instabil. Man geht davon aus, dass sie diese Ehen nur aus finanzieller Not heraus einging. Marianne täuschte ihren Ehemännern Schwangerschaften vor, damit keine Zweifel daran aufkamen, dass das Ehegelübde vielleicht nicht vollzogen worden wäre. Vermutlich hat Marianne sogar Doppelehen geführt, in dem sie ihre Papiere fälschte und sich 10 Jahre jünger machte. Dies konnte ihr aber nicht nachgewiesen werden. Von der Presse wurde sie irgendwann als „Witwe Borley“ bezeichnet.

Harry Price veröffentlichte 1946 sein erstes Buch, in dem sie als „talentiertes Medium“ beschrieb. Bereits 1945 hatte Marianne den US-Air-Force-Piloten Robert O’Neil geheiratet und ist, nachdem Price‘ Buch erschien, mit ihrem Mann nach Minnesota gezogen. Man ging davon aus, dass sie aus England wegzog, weil sie Angst hatte, als Lügnerin entlarvt zu werden.
Im September 1956 sollte eigentlich eine Kurzsendung über die angeblichen paranormalen Aktivitäten in Borley Rectory im Auftrag der BBC ausgestrahlt werden. Der Sender rechnete aber damit, im Anschluss an die Ausstrahlung eine Klage von Marianne Foyster zu erhalten, so dass es nicht zur Ausstrahlung der Sendung kam.
1956 veröffentlichte außerdem die Society for Physical Research ihre Untersuchungsergebnisse in dem Buch „The Haunting of Borley Rectory“.
In Minnesota arbeitete Marianne als Lehrerin und adoptierte mit Robert ein weiteres Kind. 1958 lies sie sich dann aber von Robert scheiden und zog zurück nach England. Zu dieser Zeit wurde Trevor Hall auf ihren Lebenslauf aufmerksam. Er engagierte einen Privatdetektiv und versuchte, sie damit unter Druck zu setzen. Er wollte sie für die paranormalen Aktivitäten in Borley Rectory sowie auch auf den Tod ihres ersten Mannes, Lionel, verantwortlich machen. Diese Anschuldigungen hat sie aber erfolgreich entkräftet. Hall veröffentlichte im Jahr 1948 auch ein Buch über Borley Rectory und Harry Price mit den Namen „Search for Harry Price“. In diesem Buch bezeichnete er Price als einen „publikationssüchtigen Scharlatan und skrupellosen Lügner“.
All dies gab ihr aber wieder den Anlass, England zu verlassen. Die nächsten Jahre lebte sie in den USA, genauer gesagt in Fargo. Im Jahr 1963 ist sie nach La Crosse in Wisconsin umgezogen. Dort arbeitete sie dann bis in die 80er-Jahre als Sozialarbeiterin. In dieser Funktion war sie dort auch sehr geschätzt und hoch angesehen.

1975 kam es dann doch noch zu seiner Sendung über Borley Rectory („The Ghost Hunters“). In dieser Sendung wurde die Geschichte von der Borley Pfarrei thematisiert und es wurden Interviews mit mehreren parapsychologischen Forschern geführt. Außerdem wurde in dieser Sendung noch eine nächtliche parapsychologische Untersuchung in Borley Church durchgeführt.
Im Dezember 1992 ist Marianne verstorben. Eine plausible Erklärung zu ihrer Rolle bei all den Vorkommnissen in Borley Rectory gab sie nie.
Rätsel ohne Ende – Die Nonne verschwindet nie ganz
Trotz der vielen Erklärungen, die es dann im Laufe der Jahre doch noch über all die Aktivitäten gab, konnten aber nicht alles Ereignisse erklärt werden. Denn auch bereits bevor das Haus für Henry Bull fertiggestellt wurde, gab es schon Menschen, die merkwürdige Ereignisse beobachteten.
Und auch unabhängig von all den Bewohnern, die über die Jahre in Borley Rectory wohnten, gab es immer wieder Berichte von Menschen, die Merkwürdiges beobachteten. Allein zwischen den Jahren 1885 und 1943 haben mindestens 17 Personen davon berichtet, die Nonne gesehen zu haben. 1972 soll sie sogar auf der Südseite des Friedhofs fotografiert worden sein.

Zwischen Legende und Lüge – Das Erbe von Borley Rectory
Borley Rectory weist eine lange Geschichte auf, es ist viel passiert im meistheimgesuchten Haus Englands. Viele der Geschehnisse konnten zwar im Laufe der Zeit logisch erklärt werden, aber manches liegt noch immer im Dunkeln.
Was glaubt ihr, ist wirklich in Borley Rectory passiert? Hat es begonnen mit ein paar Einbildungen, die nach und nach zu größeren Geschichten wurden? Oder ging in Borley Rectory tatsächlich etwas vor, was nicht rational erklärt werden kann? Lasst mir eure Gedanken gerne unten in den Kommentaren da.
Quellen
- https://de.wikipedia.org/wiki/Borley_Rectory
- https://en.wikipedia.org/wiki/Borley_Rectory
- https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article144455825/Was-macht-eigentlich-der-Geist-von-Borley-Rectory.html
- https://www.burialsandbeyond.com/2021/01/15/the-most-haunted-house-in-england-borley-rectory/